Konzertreisen Teil 3

Den Haag Friedenspalast in Den Haag, International Court of Justice - Bildquelle: Wikipedia (Public domain)






Den Haag



Am 11. November 1765 erreichen sie Den Haag. Begeistert vom Glanz, der sich vor allem um den Hof und die kosmopolitische Gesellschaft Den Haags konzentriert, werden sie mit neuen Musikern, darunter auch seltsame Käuze und seltene Instrumente, konfrontiert. Es bietet sich ein dichter bunter Teppich verschiedenster Eindrücke. Über den Auffenthalt in Den Haag informiert eine einzigartige Hinterlassenschaft des Bankiers F. D. Scheurleer, der mit größter Sorgfalt sämtliche Ereignisse um Mozart aus Zeitungsnotizen, Memoiren und großväterlichen Erinnerungen zusammentrug („Mozarts Verblijf in Nederland“, ´Gravenhage 1883). Musikalisch tonangebend in Den Haag ist ein gewisser Christian Ernst Graf. Leopold und Wolfgang Mozart lassen sich mit ihm bekannt machen und Wolfgang variert ihm meisterhaft den Hauptteil einer Arie auf dem Klavier (G-Dur Variationen, KV 24).



Den Haag Huis ten Bosch, Residenz des Königs der Niederlande - Bildquelle: Wikipedia (gemeinfrei)

1766


Das Konzert am Hof von Den Haag, bei dem mehrere Orchestermitglieder deutscher Herkunft zusammentreffen, muß der kleine Mozart ohne seine Schwester spielen, die aus gesundheitlichen Gründen das Bett hüten muß. Sie ist an einer schweren Grippe (oder Bauchtyphus) erkrankt. Nach ihrer Genesung erkrankte Wolfgang. Diesmal erwischt ihn die Krankheit (wahrscheinlich Typhus abdominalis) so stark, dass er sich erst im Januar des darauf folgenden Jahres 1766 erholt. Doch der kleine Wolfgang komponiert selbst in diesem äußerst geschwächten Zustand. Es entstehen beachtliche Kompositionen.

Kompositionen 1766:

KV 24:
Acht Variationen für Klavier (Den Haag, Januar 1766),
KV 25: Sieben Variationen für Klavier (Themen: Wihelm van Nassau, Amsterdam, 1766),
KV 26: Sonate für Klavier und Violine (Es-Dur) — (Den Haag, 1766),
KV 27: Sonate für Klavier und Violine (G-Dur) — (Den Haag, 1766),
KV 28: Sonate für Klavier und Violine (C-Dur) — (Den Haag, 1766),
KV 29: Sonate für Klavier und Violine (D-Dur) — (Den Haag, 1766),
KV 30: Sonate für Klavier und Violine (F-Dur) — (Den Haag, 1766),
KV 31: Sonate für Klavier und Violine (B-Dur) — (Den Haag, 1766),
KV 32: Quodlibet (musikalischer Spaß) "Gallimathias musicum" für Instrumente (Den Haag, März 1766),
KV 33: Kyrie (für 4 Singstimmen und Instrumente) — (Paris, Juni 1766),
KV 36: Rezitativ und Arie für Tenor ("Or che il dover") mit Orchester (Salzburg, Dezember 1766),



Den Haag Statue von Wilhelm von Oranien, Plein, Den Haag - Bildquelle: Wikipedia (gemeinfrei)


Amsterdam


Kaum war Wolfgang genesen, tritt die Familie ihr nächstes Reiseziel nach Amsterdam an. Dort verlangt der ehrgeizige Vater vom seinem noch sehr geschwächten Sohn die Teilnahme an einem öffentlichen Konzert am 22. Februar 1766. Auf einem weiteren Konzert spielt Mozart seine Sinfonie in B-Dur, KV 22. In Amsterdam verweilen sie einen ganzen Monat. Sie treffen auf den Verleger Hummel, der infolge als ihr Konzertagent fungiert. Er veranlaßt auch das stechen von Mozarts zuletzt geschriebenen Kompositionen, sechs Sonaten für Klavier (Cembalo) und Violine, KV 26 bis 31, die Mozart der Prinzessin Caroline von Nassau-Weilburg widmete.



Amsterdam Ansicht des Reichsmuseums

Christiaan-Müller-Orgel


Eine Geburtstagsfeier anlässlich der Volljährigkeit und der Inthronisationsfeierlichkeiten des Prinzen Wilhelm von Oranien veranlaßt die Familie Mozart noch einmal zu einer Rückkehr nach Den Haag im März 1766. In der oranischen Residenz spielt der Junge Mozart Variationen über das herrliche Heldenlied der niederländischen Nation, den „Wilhelmus von Nassauen“, eine Komposition in einer Art Satyrspiel, den "Galimahias musicum", KV 32, eine sogenannte Verspottung sämtlicher Stile. Als Gastgeschenk erhält Leopold Mozart eine holländische Ausgabe seiner „Violinschule“. Zu diesem rührenden Ereignis spielt der kleine Mozart auf der berühmten Christiaan-Müller-Orgel in der Haarlemer St. Bavokerk.



Haarlem Christiaan-Müller-Orgel in der Haarlemer St. Bavokerk

Heimreise


Nach diesem Ereigniss tritt die Familie die von allen schon langersehnte Heimreise an. Über Amsterdam, Utrecht, Rotterdam, Mechelen, Brüssel und Cambrai reisen sie Richtung Paris und konzertieren in fast allen dieser Städte- so auch am18. April in Utrecht. Am 10. Mai 1766 erreichen sie erneut Paris und werden ein zweites Mal nach Versailles eingeladen. Hier entsteht das berühmte Gemälde des Malers Olliviers „Teegesellschaft beim Prinzen Louis-Francais de Bourbon, Prince de Conti“. Baron Grimm berichtet in seinen „Correspondance littéraire“ über die von ihm selbst festgestellten musikalischen Fortschritte der Kinder, besonders die des Jungen als Komponist und Pianist. Die Weiterreise führt sie nach Dijon, wo die Kinder vor dem Prinzen de Condé spielen.



Rotterdam Rotterdam um 1856 - Johan Barthold Jongkind - Bildquelle: Wikipedia (Public domain)

Dijon, Lyon, Genf, Lausanne, Bern und Zürich


Nach einem Monat Aufenthalt in Dijon begeben sie sich nach Lyon und weiter nach Genf, das politisch gerade in einem Bürgerkrieg entflammt war. Ab Dijon finden sich keine Tagebuchaufzeichnungen mehr. Aus Briefen von Voltaire ist nachvollziehbar, dass die Mozartkinder auch in der Schweiz konzertierten. Drei Wochen später reisen die Mozarts nach Lausanne, Bern und Zürich. Dann nach Schaffhausen und Donaueschingen, wo sich die Residenz des Fürsten von Fürstenberg befindet, ein generöser Schutzherr der Musiker. Es gibt hier ein Wiedersehen mit ihrem treuen Diener Sebastian Winter, der in die Dienste des Fürsten eingetreten ist.



Genf Großes Theater in Genf - Bildquelle: Wikipedia (Public domain)


Augsburg, München und Salzburg


Der einbrechende Winter treibt die Familie eiligst in Richtung Salzburg. In Augsburg verweilen sie nur kurz, in München konzertieren die Kinder noch einmal vor dem Kurfürsten. Ein Anfall von Gelenksrheumatismus des kleinen Wolfgang behindert die Rückreise noch einmal. Als die Familie am 30. November 1766 endlich in Salzburg eintrifft, ist Mozart bereits 11 Jahre alt. Der Fürsterzbischof Graf Schrattenbach zeigte sich sehr stolz über die hohen Ehren, die seine Schützlinge mit zurück gebracht haben. Doch prüfte auch er nach, ob Meister Wolfgang wirklich der Komponist war, für den man ihn pries und ob man ihn vielleicht zu Hause geholfen hatte. Für Wolfgang Amadeus Mozart selbst beginnt augenblicklich ein neues Arbeitsprogramm: Er lernt Kontrapunktion.



München St.-Peter-Kirche in München - Fotoquelle: Wikipedia - Autor: Softeis - Lizenz s.u.

Quellenangabe:


Das Foto "St.-Peter-Kirche in München - Autor: Softeis" stammt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Creative Commons Attribution ShareAlike 3.0 und unter der Creative Commons-Lizenz „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported.















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