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Kirchenmusik

Abbildung: Salzburg - Benediktinerinnenstift Nonnberg - Orgel




Geistliche Musik



Bis etwa zur Mitte des vergangenen 20. Jahrhunderts haben fehlendes Wissen und Ablehnung verhindert, dass Mozarts geistliche Musik in ihrer Bedeutung für das Gesamtschaffen des Meisters erkannt wurde. Selbst von Kennern unter den Mozart-Freunden ist die geistliche Musik immer ein wenig belächelt worden, obwohl gar nicht sämtliche Werke im Notentext vorlagen und eine Aufführungspraxis der meisten Messen, Oratorien, Vespern und Litaneien völlig fehlte. Mozarts Kirchenmusik galt als nicht liturgiegemäß, zu weltlich und zu opernhaft.

Abbildung: Wolfgang Amadeus Mozart - Wolfang Amadeus Mozart im Alter von 14 in Verona, Januar 1770, Öl auf Leinwand - Saverio dalla Rosa (1745 – 1821) - Bildquelle: Wikipedia (gemeinfrei)

Mozarts Kirchenmusik


Der Mozart-Biograph Alfred Einstein schreibt zur Kirchenmusik Mozarts: "Entweder man kennt diesen Mozart oder man kennt ihn überhaupt nicht" und an anderer Stelle: „Mozarts Kirchenmusik ist katholisch in einem höheren Sinn. Nämlich in dem Sinne, dass sie als Kunstwerk fromm ist und die Frommheit eines Künstlers kann einzig in der Absicht und im Gelingen bestehen, das Vollkommene zu geben“. Wenn auch manches Kyrie (die Bitte um Erbarmen) etwas heiter geraten ist, so ist es nicht weniger fromm als das tiefernste und feierliche Gegenstück. Alles fließt aus der tiefgläubigen Seele des Wolfgang Amadeus Mozart.

Abbildung: Salzburg - Gnadenbild aus der Wallfahrtskirche Maria Plein


Mozarts tiefe Gläubigkeit und Verwurzelung im katholischen Glauben ist in seinen Briefen an den Vater mehrfach bezeugt. So schreibt er in einem Brief vom 23. Oktober 1777 an seinen Vater: „Ich habe Gott immer vor Augen. Ich erkenne seine Allmacht, ich fürchte seinen Zorn: Aber ich erkenne auch seine Liebe, sein Mitleiden und Barmherzigkeit gegen seine Geschöpfe, er wird seine Diener niemals verlassen“. Obwohl Mozart die rangniedrigeren „Pfaffen“ vielfach belächelt und auch verspottet hat und sie wenig achtete, waren die Grundlagen des katholischen Glaubens jedoch für ihn über jeden Zweifel erhaben und unantastbar.

Abbildung: Salzburg - Kollegienkirche - Hauptportal

Kirchenwerke


Mozarts geistliche Werke umfassen einschließlich der Kirchensonaten, die zwischen Epistel- und Evangelienlesungen musiziert wurden, rund 80 KV-Nummern. Darunter sind 15 vollständig ausgeführte Messkompositionen. Mit Ausnahme der unvollendeten c-Moll-Messe KV 427, der Motette Ave verum corpus KV 618 und dem unvollendeten Requiem KV 626 sind sämtliche Kirchenwerke während seiner Salzburger Zeit von 1756 -1781 entstanden. Es handelt sich im Wesentlichen um Kompositionen für Gottesdienste im Salzburger Dom, die Mozart im Auftrage seiner Dienstherren Fürstbischof Graf Schrattenbach und später Fürstbischof Graf Colloredo geschrieben hat.

Abbildung: Salzburg - Portrait Fürsterzbischof Sigismund von Schrattenbach (1698 - 1771) - Bildquelle: Wikipedia (gemeinfrei)


Mozart war bei der Ausführung der Kompositionen an die Anweisungen der Dienstherren gebunden. Dieses ist unter folgendem Hintergrund zu sehen: Am 19. Februar 1749 erließ Papst Benedikt XIV. eine Enzyklika zur Kirchenmusik. Sie wollte die opernhaften Ausprägungen aus der Kirche verbannen. Strenge Vorschriften wurden erlassen über das, was in der Mess-Liturgie zulässig sei und was nicht.

Abbildung: Fürstbischof Graf Colloredo - 1776 - Porträt des Fürsterzbischofs Hieronymus Graf Colloredo; Öl auf Leinwand, Salzburg Museum - Bildquelle: Wikipedia (gemeinfrei)

Orchester-Messen


Kirchenmusik mit Instrumenten sollte nur noch zulässig sein, wenn sie nicht profan noch weltlich oder gar opernhaft klinge. Die Verwendung von Pauken und Trompeten, Pfeifen, Jagdhörnern und die Mitwirkung von Kastraten wurde untersagt. Da das Papsttum im 18. Jahrhundert nur geringe Autorität besaß, blieb die tatsächliche Wirkung insbesondere auf Italien und den süddeutschen Raum begrenzt. Kaiser Joseph II. griff aber für die österreichischen Erblande die Anordnung des Papstes auf. Mit Hofreskript vom 26. Januar 1754 verbot er die Verwendung von Pauken und Trompeten in der Kirche und versuchte, die instrumentalbegleitete Kirchenmusik generell einzuschränken. In Österreich war die Liebe zu festlichen Orchester-Messen viel zu verwurzelt. Die Anordnungen von Papst und Kaiser wurden vielfach ignoriert. Nach dem Tode des Kaisers 1790 wurden die Vorschriften wieder gelockert bzw. zurückgenommen.

Abbildung: Kaiser Joseph II. (1741 - 1790) - Kaiser Joseph II. (1741-1790) mit der Statue des Mars - Bildquelle: Wikipedia (gemeinfrei)


Im Rahmen dieses aufklärerischen Zeitgeistes sind Mozarts Messkompositionen zu betrachten. Jene Denkweise macht auch die geschmähten restriktiven Bestimmungen des Salzburger Fürstbischofs Colloredo verständlich. Sie waren keineswegs Willkürhandlungen eines Kunstbanausen, sondern standen im Einklang mit den kirchlichen Tendenzen der Zeit, die von der liturgischen Musik vor allem Verständlichkeit und Einfachheit forderten. Die Salzburger Kirchenmusik zu Mozarts Zeit konnte auf eine große Tradition zurückblicken. Schon im 16. Jahrhundert wirkten namhafte italienische Musiker in Salzburg. Mit der Vollendung des Barock-Domes 1628 wurden diese Kunstbeziehungen zu Italien noch verstärkt.

Abbildung: Salzburg - Stiftskirche St. Peter -


Salzburg war der vornehmste Bischofsitz in den deutschsprachigen Ländern. Der jeweilige Inhaber war als Erzbischof oberster geistlicher Herr und als Reichsfürst gleichzeitig Landesherr eines Gebietes, das weit über die Grenzen der Stadt Salzburg hinausging. Der Salzburger Fürstbischof trug den Ehrentitel eines „Primus Germaniae“ und als Zeichen seiner besonderen Würde auch den roten Kardinals-Purpur, obwohl er kein Kardinal war. Unter den Vorgängern im Dienst am Salzburger Dom (Biber, Eberlin, Adlgasser, Leopold Mozart, Michael Haydn) hatte sich in Salzburg ein gemischter Kirchenstil entwickelt, der die galanten Elemente des Gefälligen und die gelehrte kontrapunktische Imitatorik auf engem Raum zu verbinden trachtete. Zu besonders festlichen Gottesdiensten wurden - entgegen der befohlenen Regel - auch Pauken und Trompeten eingesetzt.


Abbildung: Salzburg - Brunnenfigur auf dem Domplatz

Kirchenmusik in Salzburg


Neben der Missa brevis für die gewöhnlichen Sonntage pflegte man die Missa solemnis, verzichtete aber auf die opernhafte Kantaten-Aufreihung der Satzteile zugunsten eines durchkomponierten Satzes. In diesen Rahmen hatte sich der junge Mozart einzufügen. Diese Anpassung ist ihm Kraft seiner schöpferischen Phantasie, seiner Fähigkeit zu thematischer Vereinheitlichung des Satzes, und seinem untrüglichen Sinn für musikalische Logik und für Proportionen gelungen. Mozart hat sich in einem Brief an seinen Lehrer und Freund Padre Martini (ein europaweit bekannter und gesuchter Theorie- und Kontrapunktlehrer) in Bologna vom 4. September 1776 über diese Beschränkungen in Salzburg dennoch beklagt:




Abbildung: Giovanni Battista Martini (1706-1784) - Porträt von Angelo Carescimbeni 1770 - Bildquelle: Wikipedia (Public domain)


„Unsere Kirchenmusik in Salzburg ist sehr verschieden von der in Italien, und das um so mehr, als eine volle Messe mit dem Kyrie, Gloria, Credo, der Epistel-Sonate, dem Offertorium oder Motetto, Sanctus und Agnus Dei, auch die feierlichste, wenn der Fürstbischof selber die Messe zelebriert, nicht länger dauern darf als höchstens dreiviertel Stunden. Es bedarf eines besonderen Studiums für diese Schreibart; und dazu muss es auch noch eine Messe mit vollem Orchester sein, mit Trompeten, Pauken usw. – Sehr verschieden von der in Italien!“

Ob und was Padre Martini hierzu geantwortet hat, ist nicht überliefert.

Abbildung: Salzburg - Residenzplatz - Salzburgmuseum mit Brunnen

Kirchenmusik


Dass Mozart trotz dieser Beschränkungen in der Lage war, die Wünsche seines Dienstherrn immer wieder neu zu erfüllen, ist das Geheimnis seines Genies. Mozarts große c-Moll-Messe KV 427 ist auch deshalb ein Torso geblieben, weil ein Werk dieser Anlage, in dessen Mittelpunkt eine hochvirtuose Koloraturarie steht, zu Kaiser Josephs Zeiten in keiner Wiener Kirche aufführbar war. Es folgen nun einige Musikbeispiele, die jeweils kommentiert sind. Der Bogen spannt sich von der Motette "God is our refuge" (KV 20) über die Motette "Exsultate, jubilate" KV 165 des 17-jährigen bis zum Requiem KV 626 in seinem letzten Lebensjahr 1791 (35 Jahre alt).


Abbildung: Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791) - Wolfgang Amadeus Mozart - Gemälde von Johann Nepomuk della Croce, 1780 - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)

Kirchenmusik Teil I.

Kirchenmusik Teil II.

Hörprobe:


Mozart-Konzert der Kantorei der Friedenskirche Hamborn vom 19. November 2006:

Große Messe c-Moll (KV 427)

Hörprobe: Kyrie - Sopran

Kantorei der Friedenskirche Hamborn

Sopran: Inga-Britt Andersson

Leitung: Tiina M. Henke







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